Überblick: Private Equity-Markt in Deutschland
In Folge der Finanzkrise erlitt das Buyout-Geschäft 2009 einen drastischen Einbruch, doch die leichte Belebung in den ersten Monaten in 2010 lassen die Marktteilnehmer wieder auf eine etwas positivere Zukunft hoffen. Der Dealflow dürfte insbesondere ab Herbst 2010 signifikant anziehen, wobei anzumerken ist, dass sich Finanzinvestoren bei Unternehmensauktionen nach wie vor sehr schwer tun werden um sich gegen strategische Käufer erfolgreich durchsetzen zu können. Der Hauptgrund dürfte dabei das schwierige Finanzierungsumfeld darstellen, denn die Banken tolerieren nur noch moderate Verschuldungsgrade und die Zinskonditionen haben sich deutlich verschlechtert. Zudem können strategische Investoren in der Regel signifikant höhere Bewertungen rechtfertigen als Private Equity-Gesellschaften.
Ein weiterer Grund der momentanen Flaute auf dem Buyout-Markt ist die Tatsache, dass Private Equity-Häuser vielfach Bestandsarbeit leisten mussten und manche Schieflage bei zyklischen Firmen im Portfolio eine Nachfinanzierung oder das Einwerben von Drittmitteln im Mittelpunkt standen. Aber diese Phase wird nach Einschätzung des Börseninformationsdienstes MAJUNKE Consulting bald zu Ende gehen und dann werden Beteiligungsgesellschaften insgesamt wieder deutlich mehr in neue Beteiligungen investieren.
Tab. 1: Private Equity-Investments in 2010 bei Insolvenz-Unternehmen
Datum |
Insolvenz-Unternehmen |
Branche |
Käufer/Private Equity-Investor |
Mrz. 10 |
PEINE GRUPPE GmbH i.I. (Steadfast Capital) |
Mode/Textilien |
Gordon Brothers International LLC |
Mrz. 10 |
Sphairon Access Systems GmbH/Sphairon Technologies GmbH |
Telekommunikation |
Sandalwood Partners |
Apr. 10 |
Aksys GmbH/Geschäftsbereich Entdröhnung |
Automobil-Zulieferer |
FAIST ChemTec GmbH, HANNOVER Finanz Gruppe |
Apr. 10 |
KAMMANN Maschinenbau GmbH |
Anlagenbau/Maschinenbau |
Perusa Partners I |
Apr. 10 |
Research & Innovation Textile Machinery (RITM) |
Anlagenbau/Maschinenbau |
SwissTex Winterthur AG/ BAVARIA Industriekapital AG |
Jun. 10 |
MAKA Systems GmbH |
Anlagenbau/Maschinenbau |
Prolimity Capital Partner |
Quelle: MAJUNKE Consulting
Schaut man sich die von Private Equity-Transaktionen der letzten 5 Jahre an, so ist deutlich zu erkennen, dass neben der Anzahl der Transaktionen vor allem die Transaktionsvolumina stark abgenommen haben. Die großen Mega-Buyouts tendieren seit der Finanzkrise im Private Equity-Sektor gegen null. Die restriktive Haltung der Banken machen solche Investments für Finanzinvestoren unmöglich.
Tab. 2: Anzahl der recherchierten Private Equity-Transaktionen in Deutschland:
Jahr |
Anzahl Transaktionen |
2006 |
469 |
2007 |
524 |
2008 |
401 |
2009 |
303 |
1. Halbjahr 2010 |
163 |
(Quelle: Datenbank MAJUNKE Consulting)
Überblick Venture Capital-Markt in Deutschland
Nach den extremen Boomjahren zu den Zeiten des ‚Neuen Marktes‘ hat sich der deutsche Venture Capital-Markt in den letzten 5 Jahren kaum verändert und sich auf sehr niedrigem Niveau eingependelt. Die Gesamtvolumina der investierten Finanzierungssummen in Startups waren relativ konstant und sind durch die Finanzkrise zwar weiter abgefallen, aber im Vergleich zu den Auswirkungen im Bereich ‚Private Equity‘ doch sehr moderat ausgefallen. An dieser Stelle ist anzumerken, dass in Deutschland nur noch sehr wenige klassische VC-Investoren am Markt aktiv sind, da das erfolgreiche Fundraising seit dem Platzen der New Economy-Blase nur noch einer sehr kleinen Anzahl von VC-Gesellschaften gelungen war. In den letzten beiden Jahren werden Venture Capital-Investments mehr und mehr durch Business Angels oder Privatinvestoren vollzogen.
Tab. 3: Gesamtfinanzierungssumme: veröffentlichte Venture Capital-Investments in Deutschland
Jahr |
Anzahl der VC-Investments |
Gesamtfinanzierungssumme in Mio. € |
2005 |
185 |
799 |
2006 |
240 |
949 |
2007 |
292 |
1.041 |
2008 |
278 |
1.133 |
2009 |
238 |
734 |
(Quelle: Datenbank MAJUNKE Consulting)
Festzustellen ist zudem, dass typischen VC-Gesellschaften sehr risikoscheu geworden sind und in der Regel nur Investments in bereits etablierte Wachstumsunternehmen, die bereits Umsätze erzielen und auf eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung zurückblicken können, tätigen. Investments in der Seedphase oder frühen Early-Stage Phase werden fast ausschließlich von Business Angels oder Privatinvestoren eingegangen. Einer der wenigen Lichtblick in diesem Zusammenhang stellt dabei der High-Tech Gründerfonds dar, der durch seinen Fonds diese Lücke zumindest teilweise schließen konnte.
Dass es in Deutschland viele innovative und interessante Unternehmen gibt, erkennen immer mehr ausländische VC-Gesellschaften. Zu nennen ist dabei vor allem das Nachbarland Frankreich, aus dem gleich 4 Venture Capital-Gesellschaften in den letzten Monaten Büros in Deutschland eröffnet haben: Credit Agricole Private Equity, Demeter Partners, Seventure Partners und XAnge Private Equity.
Seit 2004 wurden insgesamt 1.943 VC-Investments in die Datenbank von MAJUNKE Consulting eingepflegt. Die eindeutig meistens Investments erfolgten dabei in Unternehmen der Branchen Life Sciences/Biotechnologie sowie Internet.
Branche |
Anzahl VC-Investments (2004-Q2/2010) |
Life Sciences/Biotechnologie |
578 |
Internet |
453 |
Kommunikationstechnologien |
273 |
Software & IT |
217 |
Sonstiges |
141 |
Cleantech |
108 |
Hardware/Elektronik |
49 |
Nanotechnologie/Materialien |
43 |
Displays/Laser/Sensoren |
42 |
Neue Medien |
39 |
Gesamt |
1.943 |
(Quelle: Datenbank MAJUNKE Consulting)