Wachstum und Controlling Teil 1
Jedes Unternehmen entwickelt sich – geplant oder manchmal auch ungeplant. Einen Teil dieser Entwicklungsprozesse wird das Unternehmenswachstum einnehmen.
Wachstum
Der Wachstumsbegriff ist keine streng definierte Größe, so dass man diesen Prozess auch unterschiedlich interpretieren kann – also durchaus zweigeteilt sehen kann:
Wachstum | |
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Die sicherlich allgemein anerkannte Wachstumsvorstellung ist der Aufbau weiterer Kapazitäten (das Unternehmen wird größer), in dessen Folge die Erträge zunehmen.
Kann man Wachstum aber auch so sehen, dass mit vorhandenen Kapazitäten neue Produkte entwickelt und neue Marktgebiete/Kunden erschlossen werden? Denn Kapazitäten werden immer frei - Kunden wechseln, Produkte laufen aus, Aufträge werden abgeschlossen.
Controlling
Dies ist ebenfalls ein sehr vielschichtig interpretierter Begriff. Die zentrale Aufgabe des Controlling besteht in der qualifizierten Führungsunterstützung und ist somit immer personenbezogen. Die aufbereiteten Informationen müssen den Entscheider erreichen und er muss sie auch verarbeiten (können). Für die Anwendung in kleineren Unternehmen bedeutet dies, möglichst nah am „täglichen Gebrauch“ des Geschäftsführers/Unternehmers zu sein, ihn aus dem „Tagesgeschäft abzuholen“.
Für kleinere Unternehmen ist es eher charakteristisch, dass keine Controllingsoftware vorhanden ist (mit der man schnell komplexe Auswertungen erstellen kann) und dass oftmals ein nur gering ausgebautes Rechnungswesen vorherrscht (weil die entsprechenden Mitarbeiter und manchmal auch die Kenntnisse fehlen). Aber auch für kleinere Unternehmen gilt: Wie kann man unter diesen Rahmenbedingungen passende Controllingauswertungen durchführen und wie kann das Controlling den Wachstumsprozess wirkungsvoll unterstützen.
Wachstum und Controlling
Eng betrachtet gibt es zwischen Wachstum und Controlling erst einmal keinen Zusammenhang. Aussagefähige Controllinganwendungen werden sich auch in Unternehmen finden, die nicht wachsen. Und Unternehmen können auch wachsen ohne Controlling.
Sicherlich gibt es aber eine Schnittmenge. Wie kann also das Controlling das Wachstum unterstützen.
Relevante Voraussetzungen für das Wachstum
Ein erfolgreiches Wachstum basiert auf:
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Kompetenzen – Kunden – Kosten – Finanzen müssen also zum Wachstum passen.
Gibt es darüber hinaus auch Besonderheiten für kleine Unternehmen – sicherlich. Der wohl wichtigste Unterschied besteht darin, dass kleinere Unternehmen nicht die Zeit und das Geld haben zu warten, bis sich Marktanteilszuwächse in Gewinnzuwächsen auszahlen. Große Unternehmen können sich unter Umständen Marktanteile teuer erkaufen und Anfangsverluste in Kauf nehmen. Sie haben auch umfangreichere Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung.
Deshalb besteht die Devise für kleinere Unternehmen darin:
Von Beginn an profitables Wachstum | ? | und diesen Prozess kann das Controlling wirkungsvoll unterstützen |
Kosten des Wachstums Wachstum ist immer mit Kosten verbunden |
? | dem stehen aber zusätzliche Erträge gegenüber |
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Kosten mit Investitionscharakter zeichnen sich dadurch aus, dass die Aufwendungen und die daraus resultierenden Erlöse zeitlich stark versetzt sind (z.B. umfangreiche Recherchen, Werbemaßnahmen, Schulungen/Qualifizierungen, ...). In der Finanzbuchhaltung gibt es dafür die Möglichkeit, diese als Erweiterung des Geschäftsbetriebes zu aktivieren.
Für das Controlling bedeutet das, die relevanten Kosten abzugrenzen und bei der Erfolgsbestimmung sachgerecht einzubeziehen.
Besonders die variablen Kosten stellen einen Schwerpunkt für das Controlling dar. Die fixen Kosten sind demgegenüber nicht unbedingt schneller, aber doch einfacher zu bestimmen.
Dort wachsen, wo die Rentabilität stimmt |
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Rentabilität der
messen |
Wachstum in unrentablen Geschäftsfeldern vermeiden |
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Oftmals ist festzustellen, dass Wachstum in unrentablen Bereichen die bereits unzureichende Effizienz noch verschlimmert (der Anstieg der variablen Kosten übersteigt die Effekte aus der Fixkostendegression). Oder man versucht, über das Wachstum (höhere Umsätze) die fehlende Rentabilität zu vertuschen. Der Controller muss die Frage beantworten, ob die Wachstumsergebnisse eher mengengetrieben sind oder mittels hoher Effizienz erreicht wurden.
Zusammengefasst
Wachstum? | oder | Wachstum! |
Operatives Chaos (Liquiditätsentzug) | ? | Wachstum als gesteuerter Prozess |
Die Führungskräfte müssen sich die Frage beantworten:
Haben wir die Voraussetzungen für ein profitables Wachstum geschaffen.
Das Controlling kann sie dabei wirkungsvoll unterstützen und dazu beitragen, dass man „den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tut“.
Gerät Wachstum außer Kontrolle (unkoordinierte Auftragsausführung, sinnlose Überstunden, Ansteigen der Kundenreklamationen, hastiges Abarbeiten, bis hin zu Zahlungseinbehalten der Kunden) kann es bis zur Existenzbedrohung des Unternehmens führen.
Im Gegenzug ist Wachstum sicherlich nie risikofrei und gekennzeichnet durch Probleme, Schwierigkeiten und unverhoffte Situationen. Gelingt es aber, Wachstum als geordneten Prozess zu gestalten, bleibt man selbst bei all diesen Schwierigkeiten Herr der Situation.
Das Controlling kann helfen, dabei die Schwerpunkte richtig zu setzen.
Eine kurze Checkliste soll dabei unterstützen:
- I.) Was lässt sich messen (eine eher isolierte Betrachtung)
- a) Haben wir klare Effizienzaussagen zur Leistungsfähigkeit (Kennziffern)?
- b) Wie hoch sind die Kosten (fix, variabel) des Wachstums?
- c) Kennen wir den Deckungsbeitrag I und II der Wachstumsobjekte?
- d) Ist der zusätzliche Erfolg eher effizienz- oder mengengetrieben?
- II.) Eher qualitative Aussagen
- e) Welche Querverbindungen bestehen?
- f) Wie groß sind die Abstrahlerfolge des Wachstumsprojektes? (Gefahr des "Schönrechnens")
- g) In welcher Lebenszyklusphase befindet sich das Produkt?
Zusammenfassend kann man sagen:
Wichtig ist eine Erfolgsmessung der Wachstumsprojekte.
Darüber hinaus geht es darum, neben den Risiken des Wachstums auch die Risiken des Nichtwachstums entsprechend zu betrachten. Aber das ist wiederum ein Thema für sich.
Im Weiteren sollen Fallbeispiele zur Erfolgsmessung aufgezeigt werden.
Der zweite Teil des Beitrages bezieht sich dabei auf mögliche Auswertungen, basierend auf dem externen und dem internen Rechnungswesen.