Unternehmensführung: Was sagt uns der Deckungsbeitrag?
Dazu ein kurzes Praxisbeispiel: Ein kleineres Unternehmen ist gut ausgelastet. So gut, dass die Erledigung von Aufträgen wiederholt ins Stocken kommt. In der Fertigungshalle müssen zunehmend Material und halbfertige Erzeugnisse zwischen den Maschinenplätzen umgeräumt werden. Es fehlt an Platz! Der Unternehmer geht von einer weiteren Absatzsteigerung aus und erwägt eine bauliche Erweiterung. Unter welchen ökonomischen Bedingungen soll er diese Investition durchführen?
Aus Sicht der Betriebswirtschaft ist das eine Problemstellung für die Investitionsrechnung und die Aufgabe kann auch so gelöst werden. In der Praxis findet dieses Instrument jedoch oftmals wenig Anwendung. Vermutlich liegt dies vor allem auf den eher abstrakt anmutenden Rechenverfahren, die Abzinsungen, Kapitalwerte und interne Zinsfüße so mit sich bringen.
Alleine mit diesen Begriffen, geschweige denn mit den Berechnungsformeln ist schon eine solide Abschreckungswirkung gegeben.
Kann man diese Aufgabe auch anders lösen – hinreichend praktikabel!
Der Deckungsbeitrag hilft hier weiter. Das mag erst einmal überraschen, denn bekannt ist:
Deckungsbeitrag = Umsatzerlös minus variable Kosten.
Der Deckungsbeitrag ist also der Ertragsanteil, der zur Deckung der Fixkosten zur Verfügung steht. Aus der beabsichtigten Investition resultieren zusätzliche Kosten, die sogenannten sprungfixen Kosten (z.B. Abschreibung, Zinsen, Versicherungsbeiträge). Damit muss der Deckungsbeitrag auch adäquat steigen, um eine Ergebnisminderung abzuwenden. Da diese Fixkosten genau bestimmbar sind, lässt sich auch die notwendige Erhöhung des Deckungsbeitrages ermitteln.
Im Stundenverrechnungssatz, der in kleineren Unternehmen ein gutes Instrument zur Auftragskalkulation ist, steckt auch der Deckungsbeitrag:
SVS (€/Std) minus variable Kosten (€/Std) = Deckungsbeitrag (€/Std).
Damit steht fest, wie viel Stunden „verkauft“ werden müssen, um den zusätzlich notwendigen Deckungsbeitrag (€/Jahr) zu erwirtschaften. Und aus den notwendigen produktiven Stunden pro Jahr ergibt sich auch die Anzahl der dafür benötigten zusätzlichen Arbeitskräfte.
Hier findet der Unternehmer einen Entscheidungsansatz. Er kann gut abschätzen, ob seine Auftragsprognose auch die Auslastung für die notwendigen zusätzlichen Mitarbeiter garantiert.
Eine Gegenüberlegung ist auch möglich. Gestiegene Fixkosten bei gleicher oder nur gering steigender Beschäftigung (produktive Stunden) erzwingen einen höheren Deckungsbeitrag je produktiver Stunde. Bei gleichen variablen Stundenkosten erhöht sich damit der Stundenverrechnungssatz entsprechend. Hier kann der Unternehmer wiederum einschätzen, ob er diesen höheren Stundensatz am Markt erzielen kann.
Anhand der oben dargestellten Überlegungen kann jetzt diejenige Investitionshöhe ermittelt werden, die für das Unternehmen tragbar erscheint und eine entsprechende bauliche Lösung erarbeitet werden.
Eine bekannte Regel sagt: “Wer Fixkosten aufbaut - muss Leistung aufbauen“, damit hinreichende Deckungsbeiträge erzielt werden können.
Umgekehrt gilt auch: „Wer Leistung abbaut - muss Fixkosten abbauen“, damit der geminderte Deckungsbeitrag ausreichend ist.
Entscheidungen zum nachhaltigen Kapazitätsaufbau bergen Risiken. Das interne Rechnungswesen liefert die (nicht immer komplizierten) Mittel, um begründete Führungsentscheidungen zu treffen. Und dieser Nachweis schadet auch nicht bei der Verhandlung mit Kreditgebern.